Der Jäger
Band 3: Kaloa
zwei Göttinnen, aber nur eine Welt
»Die Menschen haben für mich gestimmt, Kaloa.«
»Wir werden sehen, Schwester, wir werden sehen.«
Zusammen mit den Schlangenreitern und einigen seiner Soldaten schickt der König den Jäger und Ingrid nach Norden, um dem Ursprung der Schattenwesen auf die Spur zu kommen. Keleas heilige Tauben begleiten und unterstützen sie auf ihrer gefährlichen Reise.
Doch wie sollen sterbliche Menschen einer Göttin widerstehen? – Einer Göttin, die nichts unversucht lässt, um sie aufzuhalten?
Ein Fantasyroman für Leser ab 16
Der Jäger
Band 2: Schattenwölfe
Zwei Göttinnen, aber nur eine Welt
»Die Menschen haben für mich gestimmt, Kaloa.«
»Wir werden sehen, Schwester, wir werden sehen.«
Der Jäger bricht mit seinen Männern und Ingrid zu einer neuen Reise auf: Ein abtrünniger Stadtherr und beunruhigende Nachrichten über das Auftauchen von unheimlichen Schattenwölfen erfordern sein Eingreifen.
Schon bald müssen sie erkennen, dass Kaloas Einfluss zugenommen hat, und von ihr gesandte, nahezu unbesiegbare Schattenwesen die Koa bedrohen.
Ein Fantasyroman für Leser ab 16
Eine kleine Leseprobe aus Band 2 von "Der Jäger"
Ein Gurren weckte sie und sie fuhr erschrocken hoch. Es war heller Morgen und zwei der Tauben setzten gerade eine große, orangerote Blüte mit tiefem Kelch neben ihr ab. Ein übler Aasgeruch verbreitete sich und Ingrid rümpfte die Nase; die Blüte stank. Die Tauben flogen auf und kreisten mit ihrem typischen Gurren in großen Bahnen um die Felsen. Neugierig musterte Ingrid die fast kindskopfgroße Blüte. Sie war mit etwas Flüssigem gefüllt. Augenblicklich meldete sich ihr Durst. Der Blüteninhalt war klar wie Wasser und verhieß Erlösung von ihrer Qual. Sie beugte sich zu der Blüte hinab und schnupperte vorsichtig an der Flüssigkeit in ihrem Inneren. Igitt! Das war kein Wasser. Das konnte sie unmöglich trinken. Sie rückte ein Stück zur Seite, damit ihr der widerliche Aasgeruch nicht mehr in die Nase stieg, und blickte zum Jäger hinüber. Bei ihm hatten die Tauben ebenfalls eine derartige Blüte abgesetzt. Er schien nicht besonders glücklich darüber zu sein, aber nachdem er die Blüte ausgiebig betrachtet hatte, hob er sie vorsichtig hoch. Mit der Blüte in der Hand sah er zu ihr herüber.
»Jetzt weißt du, warum uns die Tauben hierher gebracht haben, wo es kein Wasser für uns gibt: Wir sollen den Nektar der Totenblume trinken. Und wenn der Durst groß genug ist, werden wir uns überwinden und es tun.«
Ingrid schüttelte unwillig den Kopf, aber der Jäger hatte recht. Der Anblick des flüssigen Blüteninhalts zog sie fast magisch an. Nur der Geruch hielt sie noch davon ab. »Was ist da drin?«
»Ein Gift. Das lähmt den Körper.« Unbeeindruckt von dem, was er gerade gesagt hatte, hielt er sich mit der freien Hand die Nase zu, hob die Blüte an seinen Mund – und trank. Er verzog das Gesicht und schüttelte sich, dann würgte er, als müsse er sich übergeben, was aber nicht geschah. Wenige Augenblicke später hatte er die Kontrolle über seinen Körper zurückgewonnen. Dieser Zustand hielt nicht lange vor. Entsetzt beobachtete Ingrid, was weiter passierte. Erst begannen seine Arme leicht zu zittern, schließlich krampfte sein ganzer Körper und er sank zuckend und stöhnend zu Boden. Nach einiger Zeit erschlafften seine Muskeln und er lag bewegungslos und mit weit aufgerissenen Augen auf dem harten Boden. War er tot? Oder nur gelähmt, wie er gesagt hatte? Der andere Felsturm war zu weit entfernt, als dass sie hätte sehen können, ob er noch atmete oder nicht.
Ein Gurren schreckte sie auf. Eine der Tauben war neben der Blüte bei ihr gelandet und streckte den Kopf immer wieder in Richtung Blüte. Es war offensichtlich, was das bedeutete: Die Taube forderte sie auf, aus der Blüte zu trinken. Zögernd streckte sie ihre Hand danach aus. Sie hatte keine Wahl. Die Alternative war, zu verdursten. Sie sah noch einmal zum Jäger hinüber. Einige Tauben waren bei ihm gelandet und es sah so aus, als würden sie ihm die Augen aushacken. Sofort hatte sie das Bild der Taubenfänger mit ihren blutigen, leeren Augenhöhlen vor Augen. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Dann sah sie, dass die Augen unversehrt waren, obwohl die Tauben scheinbar ihre Schnäbel in diese versenkten. Erneut gurrte die Taube neben ihr laut und fordernd. Jetzt pickte sie ihr mit ihrem nadelspitzen Schnabel auch noch ins Bein. Es schmerzte, trotz des dicken Hosenstoffes. Unschlüssig betrachtete sie die Blüte.
»Gru-huu.«
Sie zuckte mit einem Schmerzlaut zusammen, als die Taube ein zweites Mal gegen ihr Bein pickte, heftiger als zuvor. Der Jäger hatte ohne zu zögern getan, was die Tauben von ihnen forderten. Oder besser, was Kelea von ihnen forderte. Sie verspürte wenig Lust, es ihm gleich zu tun. Aber hatte sie eine Wahl? Noch einmal warf sie einen Blick auf den Jäger. Die Tauben waren fertig mit dem, was sie mit ihm gemacht hatten und flogen eine nach der anderen auf. Seine Augen waren mit etwas Hellem bedeckt. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Es sah aus wie Schaum. Blut war keines dabei. Immerhin.
»Gru-huu.«
Ein weiterer schmerzhafter Schnabelhieb in ihr Bein. Sie betrachtete die Blüte mit ihrem verlockend aussehenden Inhalt. Die Flüssigkeit würde ausreichen, eine Kaffeetasse zu füllen. Genug, um ihren schlimmsten Durst zu besänftigen. Sie holte tief Luft und griff sich die Blüte. Die Taube rückte ein Stück von ihr ab und gurrte zustimmend. Ingrid wunderte sich, welche Bandbreite an Stimmungen ein einziger Laut ausdrücken konnte. Schließlich hielt sie sich nach dem Vorbild des Jägers die Nase zu und damit sie es sich nicht noch einmal anders überlegen konnte, schüttete sie sich in einer schnellen Bewegung den Inhalt der Blüte in den Mund und schluckte.
Der Jäger
Band 1: Keleas Geschenk
Zwei Göttinnen, aber nur eine Welt
»Die Menschen haben für mich gestimmt, Kaloa.«
»Wir werden sehen, Schwester, wir werden sehen.«
Wenn Du zum Spielball einer Göttin wirst …
Von einem Augenblick zum nächsten landet Ingrid in einer fremden Welt – und im schlimmsten Alptraum, den sie sich denken kann: Der Jäger, der mit seinen Männern im Auftrag des Königs durch diese Welt reist, vermutet die hinterlistige Göttin Kaloa hinter Ingrids plötzlichem Auftauchen. Er nimmt die junge Frau gefangen, macht sie mit Hilfe eines magischen Rituals von seinem Willen abhängig und foltert sie grausam, um etwas über die Pläne der Göttin herauszufinden. Erst im letzten Augenblick greift Kaloas Schwester Kelea ein und verhindert, dass der Jäger Ingrid tötet.
Ingrid möchte lieber sterben, anstatt als fremdbestimmte Marionette weiterzuleben. Der Tod bleibt ihr jedoch verwehrt und so ist sie gezwungen, den Jäger auf seiner Reise zu begleiten, ohne Aussicht darauf, diesem Alptraum je wieder zu entkommen, und ohne zu wissen, warum sie in dieser Welt gelandet ist.
Ein Fantasyroman für Leser ab 16
Eine kleine Leseprobe aus Band 1 von "Der Jäger"
Das Geräusch wiederholte sich. Näher dieses Mal. Irgendetwas bewegte sich auf sie zu. Schnell lief Ingrid zum Rand der kleinen Lichtung, um ein freies Schussfeld zu haben, versteckte sich hinter einem kleinen Busch und legte einen Pfeil in ihren Bogen. Das Knacken und Rascheln kam rasch näher. Was immer sich da seinen Weg durch das Unterholz bahnte, konnte nicht eben klein sein. Das unbekannte Lebewesen steuerte geradewegs auf sie zu. Und es war schnell. Ingrid wurde es langsam mulmig. War sie plötzlich die Gejagte? Die Büsche am Rand ihrer Lichtung erzitterten und dann schob sich ein riesiger, braun bepelzter Kopf daraus hervor.
Ein Bär!
Das gigantische, aufgerichtet sicherlich zwei Stockwerke hohe Tier schob sich langsam auf die Lichtung, den Blick unverwandt auf Ingrid gerichtet. Ihre Hände, die den Bogen hielten, fingen zu zittern an. Unwillkürlich wich sie zurück, bis ihr einfiel, dass sich hinter ihr die Felswand befand. Sie saß in der Falle!
War der Bär vorhin noch gerannt, kam er nun langsam, Schritt für Schritt, auf sie zu. Ebenso langsam hob Ingrid ihren Bogen. Ein Treffer am Körper würde das massige Tier kaum töten können, würde es höchstens reizen. Sie hob den Bogen noch etwas höher und zwang sich dazu, ruhig stehenzubleiben. In den Rachen! So wie bei dem Wolf. Die Knochenbarriere zwischen Gaumendach und Gehirn war dünner als die äußere Schädeldecke. Dünn genug für ihren Pfeil – hoffte sie. Doch sie musste warten, bis der Bär sein Maul öffnete und den Kopf so hielt, dass sie treffen konnte. Schritt für Schritt kam das Ungetüm näher. Sie konnte schon jedes einzelne Härchen in seinem Gesicht erkennen, das Muster der Iris seiner braunen Augen, die kleinen Furchen in der schwarzen Haut seiner Nase, aber der Bär machte keine Anstalten, sein Maul aufzureißen, um sie zu packen. Offenbar irritiert, dass sie nicht versuchte zu fliehen, blieb er keine zwei Armlängen vor ihr stehen. Sein Nasenspiegel kräuselte sich, als er prüfend die Luft einsog.
Plötzlich erhob er sich auf die Hinterbeine und brüllte laut auf. Er hob dabei seine Schnauze in den Himmel, so dass Ingrid keine Gelegenheit bekam, ihren Pfeil abzuschießen. Erst als er sich wieder auf alle vier Füße niederließ und den Rachen ein weiteres Mal aufriss, dieses Mal nicht um zu brüllen, sondern um sie zu packen, bekam sie ihre Chance.
Sie ließ den Pfeil los, als seine Spitze nur noch wenige Zentimeter vom Kopf des Bären entfernt war. Der Pfeil bohrte sich, wie beabsichtigt, in das Gaumendach des Bären, der Bär brach jedoch nicht tot zusammen, so wie es der Wolf getan hatte. Er zuckte zurück, brüllte schmerzgepeinigt auf und schlug mit seiner Pranke nach Ingrid, ehe er sich auf sein Hinterteil sinken ließ, und versuchte, den Pfeilschaft mit seinen Pranken zu packen.
Ingrid war schnell genug zurückgewichen, dass der Hieb des Bären sie nur gestreift hatte. Die verbliebene Wucht hatte jedoch gereicht, sie von den Beinen zu reißen und ihr drei schmerzhafte, tiefe Kratzer an der linken Seite zuzufügen. Sie landete halb auf dem Rücken neben einem kleinen Dornbusch und drehte sich stöhnend auf die Seite, die Hände auf die Verletzung gepresst. Sie biss die Zähne zusammen, kam auf alle viere und tastete nach ihrem Bogen, den sie fallen lassen hatte, auch wenn er ihr wohl nichts nützte. Sie bekam ihn zu fassen und rappelte sich auf, die freie Hand wieder an die Seite gepresst. Das Hemd unter ihrer Hand fühlte sich feucht an, feucht von ihrem Blut.
Völlig unpassend für ihre Lage, dachte sie an die Narbe, die zurückbleiben würde, eine weitere neben den Brandnarben von der Folter und den Schnitten von der Hafenmauer …
Dem Bären war es inzwischen gelungen, sich den Pfeil aus dem Rachen zu ziehen, und er brüllte voller Wut. Wenn sie nicht schleunigst das Weite suchte, brauchte sie sich keine Gedanken mehr über zurückbleibende Narben zu machen. Sie rannte an der Felswand entlang, zwischen den dort stehenden, kleinen Bäumen hindurch, kämpfte sich durch das anschließende, dichte Gestrüpp und lief dann weiter, so schnell sie ihre Beine trugen.
Der Bär hatte die Verfolgung aufgenommen. Ingrid konnte hören, wie er durch das Gestrüpp brach, das auf seinem Weg lag. Das Geräusch kam näher. Der Bär war schneller als sie!
Drachen-geschichten
Sechs kleine Geschichten für Kinder und Junggebliebene von Sora und ihrem grünen Drachen Mahur.
Sechs kleine Geschichten erzählen von den Abenteuern von Sora und ihrem grünen Drachen Mahur.
Lest unter anderem, was passiert, wenn ein Drache Alkohol trinkt, dass Drachen auch mal krank werden können und wie die beiden versuchen, die gestohlenen Dracheneier zurückzubekommen.
Empfohlen ab acht Jahren.
Die Drachenreiter von Mera
spannend - anders - drachenstark
Eine Fantasygeschichte in vier Bänden mit gefährlichen Drachen, einem Antagonisten, der finstere Pläne schmiedet, und einem Volk, das nicht lügt.
Alle vier Bände sind exklusiv bei Amazon erhältlich.
Gleich anschließend an diese Zeilen stelle ich Euch die einzelnen Bände mit Klappentext und kleiner Leseprobe vor. (Und nein, die Leseproben sind nicht vom Buchanfang, den kann schließlich jeder beim "Blick ins Buch" bei Amazon sehen.)
Viel Vergnügen beim Reinlesen!
Ach, ja: Empfohlen für Erwachsene und ältere Jugendliche ab ca. 16 Jahren.
Hier geht's zu meinen Büchern bei Amazon:
Die Drachenreiter von Mera
Bd. 1 "Entscheidung in Elnamira"
Karin ist mit ihren Studienfreunden in den Bergen unterwegs, als das Ungeheuerliche geschieht und sich ein Tor zu einer fremden Welt öffnet, durch das archaisch anmutende Krieger herüberkommen und sie angreifen. Ihre Freunde sterben, sie selbst wird, schwer verletzt, von den Drachenreitern gerettet – und landet dabei auf der anderen Seite.
Gefangen in einer fremden Welt, trifft sie nicht nur auf leibhaftige Drachen und Botschaften übermittelnde Götter, sondern sie muss sich auch mit den gewöhnungsbedürftigen Sitten und strengen Regeln der Drachenreiter auseinandersetzen.
Doch ihre Retter sind in Gefahr. Gar, der Mann, der für den Tod ihrer Freunde verantwortlich ist, bedroht auch die Drachenreiter.
Und dann begeht sie einen verhängnisvollen Fehler, der sie ein zweites Mal beinahe das Leben kostet und Gar ungewollt in die Hände spielt ...
Ein spannendes Abenteuer mit gefährlichen Drachen und einem Volk, das nicht lügt.
Leseprobe zu Band 1
Aus Kapitel 7
»Wir haben noch ein wenig Zeit, bis die beiden fertig sind«, sagte er. »Komm, setz dich! Es wird Zeit, dir den Umgang mit deinem wichtigsten Handwerkszeug beizubringen. Das ist eine gute Gelegenheit.«
Er wartete, bis sich Karin gesetzt hatte, dann überkreuzte er die Unterarme und fingerte im Ellbogenbereich an seinen Armmanschetten herum. Plötzlich hielt er zwei lange, silbrig glänzende Metallstäbe in den Händen. Sie mussten in den Manschetten verborgen gewesen sein.
Unwillkürlich tastete Karin nach ihren eigenen Armmanschetten. Tatsächlich, auf der Außenseite des Unterarms waren sie verdickt. Karin hatte bisher geglaubt, dass sie an dieser Seite lediglich verstärkt waren, in dieser Verdickung war jedoch Platz genug für diese sonderbaren, kaum fingerdicken Stäbe.
Ron lachte. »Wenn du glaubst, dass du auch welche findest, irrst du dich. Die Spitzen sind das Kostbarste, was ein Drachenreiter besitzt. Die bekommst du nicht ohne Weiteres. Du kannst sie dir sowieso nicht leisten. Wir sparen von klein an darauf. Aber mach dir deswegen keine Gedanken; wir finden einen Weg. Zuvor musst du ohnehin den ersten Treueeid leisten, sonst darfst du sie nicht benutzen.«
Karin hatte noch nie etwas Derartiges gesehen. Es waren beileibe keine einfachen Metallstäbe. Ron legte einen der Stäbe auf dem Tisch ab und Karin sah, dass er sich stetig verjüngte und in einer nadelfeinen Spitze auslief; Spitzen hatte Ron sie genannt. Nun, spitz waren sie! Eigentlich handelte es sich um einen lang gezogenen Kegel. Aber das war nur, was sie sah. Karin betrachtete fasziniert, was Ron jetzt mit dieser Spitze anstellte. Genau in der Mitte hatte sie einen feinen, kaum sichtbaren Spalt. Ron hielt sie an der dünnen, unteren Hälfte und machte irgendetwas am oberen Ende, dann schob er den oberen Teil nach oben. Eine filigrane, messerscharfe, zweischneidige Klinge kam zum Vorschein. Das hochgeschobene Stück bestand aus vier Teilen. Die beiden größeren, zwischen denen die Klinge verborgen war, legten sich aneinander und bildeten den Griff, während die zwei kleineren Teile zur Seite aufklappten, bis sie senkrecht zu den Schneiden standen und die greifende Hand vor den scharfen Schneiden abschirmten. Karin erkannte jetzt die silbernen Dolche wieder, die die Drachenreiter in den Händen gehabt hatten, als sie den verletzten Drachen bearbeitet hatten.
Sie war so verblüfft, dass sie den Mund aufriss.
Ron lachte. »Du kannst den Mund ruhig wieder zumachen: Das ist nichts zum Essen!«
Verlegen kam Karin seiner Aufforderung nach.
Doch das war noch nicht alles: Ron nahm jetzt den unteren Teil des Kegels, der den Rest der Klinge bedeckte. Karin sah nicht genau, was er damit machte, aber plötzlich ließ er sich abziehen und Ron steckte ihn auf einen der querstehenden Teile des Griffs. Die untere Hälfte der Klinge entsprach mitnichten dem, was Karin erwartet hatte: Sie war nicht etwa die Fortsetzung des oberen Teils, vielmehr war sie V–förmig gebogen und lief, ebenso wie der untere Teil des Kegels, in eine nadelfeine Spitze aus. Die beiden Klingenteile gingen nahtlos ineinander über. Der ganze Dolch – oder besser die ganze Spitze – war ein filigranes, zerbrechlich aussehendes Gebilde und Karin zuckte zusammen und sah es im Geiste schon in tausend Stücke zerbrechen, als Ron es jetzt in die Tischplatte hieb. Aber das passierte nicht. Die V–förmige Klinge war erstaunlich leicht in die schwere Tischplatte eingedrungen und steckte dort mehrere Zentimeter tief fest. Welches Material war so widerstandsfähig, das auszuhalten?
»Du kannst sie ruhig in die Hand nehmen«, ermunterte Ron Karin, als sie das silberne Metall vorsichtig mit der Fingerspitze berührte. Er nahm die andere Spitze, klappte den Griff auf und stieß auch sie in die hölzerne Tischplatte. Allerdings, ohne vorher den unteren Teil der Klinge freizulegen. Auch die kegelförmige Spitze bohrte sich in die Tischplatte, nur nicht so weit wie bei der ersten Spitze.
Karin griff nach der ersten Spitze. Sie ließ sich mühelos aus dem Holz ziehen. Sie versuchte, die untere Hülle vom Griff zu lösen. Es ging nicht. Sie nahm die andere Spitze und versuchte den unteren Teil freizulegen, aber auch das gelang ihr nicht. Zuletzt versuchte sie, den Griff wieder zusammenzuklappen und über die Klinge zu schieben, was zu ihrem Verdruss ebenfalls nicht funktionierte. Ron sah ihr schmunzelnd zu.
»Wie das geht, sagt man dir, wenn du Eigene bekommst«, erklärte er.
Karin legte die Spitze etwas enttäuscht auf den Tisch zurück. »Und zu was ist sie gut, außer sie einem Drachen in die Ohren zu rammen?«
Ron lachte herzhaft. »Das kommt eher selten vor«, sagte er. »Hauptsächlich dienen die Spitzen dazu, einen Drachen zu putzen, seine Schuppen zu heben und Drachendornen zu entfernen. Außerdem … Was schaust du mich so an?«
»Wieso sollte ich einem Drachen seine Dornen abschneiden?«, fragte Karin entsetzt, was Ron abermals zum Lachen brachte.
»Du hast mich vollkommen falsch verstanden! Es passiert oft, dass sich jemand einen Drachendorn einspießt. Das gilt für Menschen ebenso wie für Drachen. Meist bricht der Dorn dabei ab und steckt fest. Und mit den Spitzen kann man einen eingespießten Dorn fast immer herausholen.«
»Ach so!« Jetzt musste Karin ebenfalls lachen.
»Außerdem«, fuhr Ron fort, »kann man damit hervorragend Lederriemen zuschneiden, spalten oder Löcher hineinbohren. Du solltest dir angewöhnen, immer ein paar Riemen im Gepäck zu haben. Oft genug reißt ein Riemen am Sattel und wenn du unterwegs bist und keinen Ersatz bei dir hast, wirst du feststellen, dass es nahezu unmöglich ist, auf einem ungesattelten Drachen zu sitzen, ohne sich eine Handvoll Dornen in die Kehrseite und die Beine zu rammen. Das solltest du dir ersparen! Und …«
Ron griff sich eine Spitze und machte etwas an ihrem Griff. Dann schüttelte er sie kurz und aus dem hohlen Griff fielen zwei kleine Bündel auf den Tisch.
»… das Flickzeug solltest du auch regelmäßig kontrollieren. Es gibt ungefähr tausend Gelegenheiten, bei denen du es brauchst.«
Karin betrachtete die kleinen Bündel näher. Eines enthielt verschieden Nadeln. Das andere enthielt etliche, verschieden dicke Fäden. Einige davon sogar aus Leder.
»Und in der anderen Spitze?«, fragte Karin.
Ron nickte und öffnete auch hier den Griff. Heraus fielen zwei seltsame, raue Stäbchen und ein Tütchen mit einem bräunlichen Pulver. Ron sah sie erwartungsvoll an, aber Karin hatte keine Idee dazu.
»Nun?«, fragte er sie.
»Keine Ahnung!«
»Gar keine?«
Karin schüttelte den Kopf.
»Na, ich denke, du warst schon mit Sora unterwegs?«, hakte Ron nach, was Karin auch keine Erleuchtung brachte.
»Zum Feuer machen«, löste Ron das Rätsel auf. Er zeigte ihr, wie sie die Stäbchen aneinander reiben musste, dass es kräftige Funken gab. »Und eine kleine Prise von dem Pulver musst du vorher auf dein erstes Brennmaterial geben, damit es anbrennt. Dafür nimmst du am besten trockenes Moos oder Gras und ganz feine Ästchen – oder je nachdem auch trockenen Dung und in den Feuerbergen auch zerriebene und gestückelte Rotpilze. Das ist zwar etwas umständlich und dauert seine Zeit, bis du ein schönes Feuer hast, aber komm ja nicht auf die Idee, deinen Drachen um Feuer zu bitten! Das ist bei Alltagsdingen verboten!«
Er reichte ihr die Stäbchen und Karin rieb sie so aneinander, wie es Ron vorgeführt hatte. Er nickte zufrieden, als ein paar kräftige Funken entstanden.
»Und noch etwas«, sagte er, während er die Stäbchen wieder an sich nahm. »Kelim hat mir gesagt, dass ich dir das besonders ans Herz legen soll: Die Spitzen sehen zwar aus wie kleine Dolche, aber es sind keine Waffen! Du weißt, dass ein Drachenreiter keine Waffen tragen darf, außer dem Jagdbogen?«
»Nein, das hat mir bis jetzt noch niemand gesagt.«
»Jetzt weißt du es. Und das heißt, dass du die Spitzen niemals und unter keinen Umständen als Waffen verwenden darfst!«
»Unter keinen Umständen?«
»Unter keinen! Sie werden dir niemals dazu dienen, dein Leben oder das eines anderen zu verteidigen und du wirst niemandem damit drohen, ihn verletzten oder gar Schlimmeres! Hast du das verstanden?«
Es klang sehr wichtig, so wie es Ron vortrug. Ähnlich wichtig, wie das Verbot zu lügen. Bei der Lüge ging es ums Vertrauen. Und hier?
»Ja. Aber warum?«
»Dafür haben wir die Drachen. Drachen kämpfen. Und Drachen töten. Deswegen dürfen wir es nicht. Das steht in der Gemeinschaftsordnung: Da Drachen kein Mitleid zeigen, sollen wir genau gegensätzlich handeln, um den Drachen ein Vorbild zu sein. Sonst würden unsere Drachen erbarmungslos über alles herfallen, was sich in ihrer Nähe befindet – auch über unschuldige Dörfer, wie es manchmal wilde Drachen tun.«
Während Karin diese Neuigkeit verdaute, packte er die Bündel wieder in die Griffe, klappte dann die Griffe mit wenigen Handgriffen ein und nur einige Augenblicke später waren die Spitzen in seinen Armmanschetten verschwunden.
Wie funktionierte das nur? Und wieso konnte man so etwas Filigranes einfach in eine massive Holzplatte rammen, ohne dass es zerbrach?
»Hast du noch eine Frage dazu?«, erkundigte sich Ron.
»Nein, tausende.«
Ron lachte. »Erst mal eine.«
Eine … Karin fragte das Erstbeste, was ihr einfiel.
»Aus welchem Material sind die Spitzen?«
»Aus Armatin.«
»Was ist das?«
Ron lachte wieder. »Ich fürchte, wir sitzen morgen früh noch hier, wenn du zu jeder Antwort eine weitere Frage stellst! Aber bitte: Das ist ein sehr seltenes Metall aus den Feuerbergen. Genau gesagt, bestehen die Spitzen hauptsächlich aus einer Silber–Armatin Legierung und noch ein paar weiteren Metallen, aber ich muss zugeben, genaueres weiß ich auch nicht. Da müsstest du schon unsere Spitzenschmiede fragen und ich glaube nicht, dass sie dir das Geheimnis der genauen Zusammensetzung verraten. Für eine Frage ist wohl noch Zeit, bevor die beiden aufgeräumt haben.«
Jetzt bemerkte Karin, dass das Geräusch des aus dem Schlauch spritzenden Wassers aufgehört hatte. Sie überlegte kurz, dann fragte sie:
»Wenn ich keine Waffen tragen darf und nicht kämpfen darf, darf ich mich dann überhaupt verteidigen?«
»Natürlich«, beruhigte Ron sie. »Wenn du angegriffen wirst, darfst du dich mit allem verteidigen, was du findest – nur nicht mit den Spitzen und nur solange, bis du außer Gefahr bist. Und angreifen darfst du auch, allerdings nur mit dem Jagdbogen oder deinem Drachen. Und nur aus zwei Gründen. Und die möchte ich jetzt von dir hören.«
Karin kannte die Drachenreiter inzwischen gut genug, um nicht lange überlegen zu müssen.
»Um die Drachen oder die Gemeinschaft zu schützen.«
Ron nickte, sichtlich zufrieden mit ihrer Antwort.
»Es sieht so aus, als würden wir bald einen neuen Drachenreiter bekommen. So und jetzt noch kurz zu deiner Nachtwache.«
Er erklärte ihr in wenigen Sätzen, worauf es ankam und begleitete sie noch zum Nest.
Dann war sie allein in einer riesigen Drachenhöhle und musste sich vor ungebetenem Drachenbesuch in Acht nehmen. Das erinnerte sie stark an ihre erste Nacht in der Falle. Nur dass sie dort angekettet gewesen war. Sie setzte sich, den Eingang zur Höhle im Blick, auf den Nestrand und wartete. Obwohl sie hundemüde war, kam sie nicht in Gefahr einzuschlafen; sie war viel zu aufgeregt dafür. Außerdem hatte sie Hunger, das hielt sie zusätzlich wach. Sie hätte sich gerne die Eier angesehen, doch es war zu dunkel dazu. Außerdem hatte Ron gesagt, dass sie die Eier auf keinen Fall berühren durfte, sonst würde das die Mutter riechen und im schlimmsten Fall versuchen, die Eier woanders hin zu bringen. So saß sie einfach da und wartete. Nach ein paar Stunden begann ein schwaches, rötliches Licht den Höhleneingang zu erhellen und Karin stieg vom Nest und ging nach vorne bis zum Rand der Höhle.
Am Himmel hing ein kleiner, voller Mond, aber er leuchtete nicht fahlgelb, sondern rot. Gleich daneben hing die schmale Sichel eines gelben Mondes, so wie Karin es kannte.
Lange stand sie da und starrte in den Himmel. Der rote Mond machte ihr unmissverständlich klar, dass sie nicht zu Hause war, dass sie in einer völlig fremden Welt gefangen war. Nicht einmal etwas so Groteskes wie ein Drache hatte ihr dieses Gefühl der Fremde so vermitteln können, wie dieser kleine, rote Mond da oben am Himmel. Es war nicht ihre Welt. Es war eine völlig andere Welt. Und sie war allein. Sie schluckte und hatte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Sie würde sich hier niemals zu Hause fühlen! Dann dachte sie an Niro. In seiner Nähe fühlte sie sich geborgen. Und an Sora, die eine richtig gute Freundin war. Und natürlich an Mara. Auch Mara war fremd. Aber Karin war – ja, sie konnte es ruhig sagen – sie war ihr verfallen. Seit ihre Drachenwoche begonnen hatte, hatte sie ihren Drachen nicht mehr gesehen und sie zählte ungeduldig die Stunden, bis sie das endlich wieder durfte. Und dann würde es auch egal sein, wenn am Himmel ein roter Mond hing. Langsam ging sie zurück zum Nest und kletterte auf den Rand.
Die Drachenreiter von Mera
Bd. 2 "Tödlicher Nebel"
Karin erholt sich langsam von den Ereignissen in Elnamira und nimmt ihre Ausbildung zur Drachenreiterin wieder auf. Doch die Drachenreiter finden keinen Frieden. Nachdem die Prophezeiung des Großen Drachen in Erfüllung gegangen ist, verdichten sich die Hinweise auf eine drohende Gefahr. Dann geschieht das Undenkbare und die Drachenreiter müssen plötzlich um ihr Überleben kämpfen.
Aber woher kommen die Fremden, die sie angreifen? Und was haben Gar und die mysteriösen Vorgänge in der roten Wüste damit zu tun? Während die Drachenreiter in den Weiten der Wüste nach Antworten suchen, braut sich eine weitere tödliche Gefahr für sie zusammen …
Ein spannendes Abenteuer mit gefährlichen Drachen und einem Volk, das nicht lügt.
Leseprobe zu Band 2
Aus Kapitel 10
Das erste, was sie hörte, als sie wieder zu sich kam, war ein Schrei, der ihr durch Mark und Bein ging. Er war von ganz nah gekommen, von irgendwo links vor ihr. Sie versuchte, sich zu bewegen, aber sofort schoss ein heftiger Schmerz durch ihre Handgelenke, an denen sie hing. Sie stöhnte auf und hielt still. Was war passiert? Langsam öffnete sie die Augen. Alles war verschwommen. Ihr Kopf schmerzte und ihre rechte Schläfe fühlte sich merkwürdig feucht und klebrig an. Vorsichtig hob sie den Kopf und blinzelte, um besser sehen zu können. Links vor ihr hing Sora an einer rostigen Kette, die um ihre Handgelenke geschlungen war. Auch ihre Beine waren mit einem Strick zusammengebunden und vor ihr standen zwei Männer. Der eine holte aus und schlug ihr ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite flog. Karin sah, dass ihr Gesicht voller Blut war, das ihr aus einer Wunde an der Stirn und aus der Nase rann.
»Wo ist der Weg zur Wasserkammer! Sag es unsselbst!«, forderte der andere.
Sora sagte nichts.
Karin blinzelte wieder. Von weiter entfernt, dort, wo ein Feuer brannte, näherte sich ein dritter Mann. Die anderen beiden machten ihm Platz und Karin sah, dass er etwas in den Händen hielt. Es sah aus wie ein Messer und als er es Sora drohend vors Gesicht hielt, erkannte Karin, dass es ein Schwert war. Es war abgebrochen und nur mehr halb so lang wie es hätte sein sollen, deswegen hatte sie es zuerst für ein Messer gehalten. Die schräg abgebrochene Spitze schien zu leuchten, aber das konnte nicht sein und Karin blinzelte erneut, aber das orangefarbene Leuchten blieb.
»Sag es!«, forderte der Mann. Als Sora seiner Aufforderung nicht nachkam, führte er die abgebrochene Spitze betont langsam an ihrem Körper entlang, bis zum Ende ihres Brustpanzers, dann drückte er sie in ihre Seite. Sora schrie vor Schmerzen und Karin stellten sich sämtliche Haare auf, als sie das Zischen hörte, als die Schwertspitze Sora berührte. In einem Anfall von Panik versuchte sie, sich von ihren Fesseln zu befreien, aber der stechende Schmerz in ihren Handgelenken ließ sie sofort wieder damit aufhören. Hinter sich hörte sie ein Stöhnen und sie drehte den Kopf. Schräg rechts hinter ihr hing Niro, genauso gefesselt wie sie und Sora. Voller Entsetzen starrte er auf Sora und sie.
»Sag es!«, forderte der Mann mit dem Schwert erneut.
»Niemals«, erwiderte Sora mit erschreckend schwacher Stimme.
Ihr Peiniger warf einen Blick zu seinen anderen Gefangenen und lächelte, dass Karin schier das Blut in den Adern gefror.
»Einer wird reden«, sagte er kalt, dann holte er aus und schlug Sora mit der Faust ins Gesicht. Ihr Kopf sank auf die Brust und sie rührte sich nicht mehr.
Er stellte sich vor Karin.
»Was ist mit deiner Person? Wirst du unsereins sagen, wo der Weg zur großenWasserkammer ist? Oder muss diese Frau zuvor sterben?«
Er packte Sora an den Haaren und hob ihren Kopf in die Höhe, während er sein Schwert so bewegte, als würde er ihr die Kehle durchschneiden. Dann drehte er sich um, ging mit den anderen beiden zum Feuer hinüber und legte das Schwert so ab, dass seine Spitze in die Glut eintauchte. Sie warteten. Es war nicht schwer zu erraten, worauf und Karin startete einen weiteren erfolglosen Versuch, sich von der Kette zu befreien, die Schmerzen in den Händen ließen sie bald wieder damit aufhören.
Ganz am Rande nahm sie wahr, dass es immer noch donnerte. Wenn Ron recht hatte, dann war noch keine Stunde vergangen, auch wenn sich ihre Hände anfühlten, als hinge sie schon viel länger hier. Genaugenommen hatte sie überhaupt kein Gefühl mehr in ihren Händen, nur wenn sie versuchte, diese zu bewegen, schoss ein stechender Schmerz durch ihre Handgelenke. Aber wo war Ron überhaupt? Hatten ihn die Fremden umgebracht? Sie sah sich um, konnte aber niemanden entdecken.
Sie richtete ihren Blick wieder auf die Fremden, die furchtbar aussahen. Ihre Kleidung war zerrissen und verdreckt und einer von ihnen hatte eine große, eiternde Wunde an seinem linken Unterarm. Ab und zu lief ein Zittern durch seinen ganzen Körper. Er wirkte mehr tot als lebendig, aber er war immer noch in der Lage, sie alle drei umzubringen, solange sie hier hingen. Oder sie würden von selbst sterben, wenn er sie nur lange genug hängen ließ. Und lange würde sie das nicht mehr aushalten. Karin stöhnte vor Schmerz, als sie versehentlich ihre Hände bewegte, auch das Atmen fiel ihr zunehmend schwerer. Wie hatten es diese drei jämmerlichen Gestalten überhaupt fertiggebracht, sie aufzuhängen? Sie sah nach oben. Ein alter, aber leider noch immer stabiler Baumstamm überbrückte dort eine Lücke zwischen zwei Felsen und daran hatte man sie aufgehängt. Die Ketten waren nur kurz, aber der Stamm war dennoch unerreichbar weit entfernt von ihren Händen. Er lag auf einer Seite in einer Furche im Stein, auf der anderen Seite zwischen Höhlenwand und einem stattlichen Tropfstein, auf den in regelmäßigen Abständen die Tropfen fielen. Herunterrollen konnte der Stamm also nicht. Sie konnte nichts tun, außer hier hängen zu bleiben.
Die Drachenreiter von Mera
Bd. 3 "Das Eisenvolk"
„Ein Drachenreiter gibt die Hoffnung nicht auf, solange er atmet.“
Die Lage wird immer bedrohlicher für die Drachenreiter. Gar und seine Verbündeten gewinnen mehr und mehr an Boden.
Nach einer Prophezeiung des Großen Drachen scheinen die Tore in der roten Wüste der Schlüssel zum Überleben der Drachenreiter zu sein. Zusammen mit den Drachenkindern machen sie sich in der weitläufigen Landschaft auf die Suche nach dem einen Tor, von dem das Unheil für ihre Welt ausgeht …
Leseprobe zu Band 3
Aus Kap. 2
Sie hörten ein Plätschern und entdeckten schließlich neben einem Felsen einen Brunnen, in den das Wasser munter hineinplätscherte.
»Wasser!«, rief Niro erfreut.
Ungeachtet des kalten Windes begann er, sich sofort auszuziehen, und warf seine Kleider gleich in den Brunnen hinein. Während er das Wasser über sich schöpfte, nahm sich Karin seine Sachen vor und walkte sie in dem kleinen Becken ordentlich durch.
Sora hatte inzwischen den Weg ein Stück weiter erkundet.
»Da hinten muss ein Bach oder Fluss sein«, rief sie zu ihnen herüber. »Komm, Karin! Vielleicht finden wir Seifenkraut.«
Karin unterbrach ihre Bemühungen und folgte Sora. Nach wenigen Metern machte der Weg eine Biegung und führte bergab und Karin konnte das leise Plätschern von Wasser hören. Sie liefen darauf zu und erreichten nach Kurzem den gesuchten Bach.
»Ich gehe rechts, du links«, bestimmte Sora. »Du weißt, wie Seifenkraut aussieht?«
Karin nickte.
Sie wurden beide fündig und eine jede hatte einen großen Strauß davon in der Hand, als sie sich wieder trafen. Sie liefen eilig zurück, aber als sie den freien Platz mit dem Brunnen erreichten, mussten sie feststellen, dass Niro verschwunden war. Auch seine Kleider waren weg.
Sora legte ihr Seifenkraut auf den Brunnenrand und musterte den Boden, während Karin stocksteif stehenblieb und den einsamen Brunnen anstarrte, als könne sie damit Niro wieder herbeizaubern.
»Da sind Spuren!«
Karin ließ ihr Seifenkraut fallen und ging zu Sora hinüber. Tatsächlich. Mehrere Schuhabdrücke und die Abdrücke von Niros bloßen Füßen waren zu erkennen. Ein Teil stammte von ihren Stiefeln, aber es gab noch andere Abdrücke, die eindeutig nicht von ihnen waren. Niros Spur führte vom Brunnen weg, ein Stück den Weg entlang und wandte sich dann nach links durch das Schilf. Begleitet wurde sie von mindestens drei verschiedenen Schuhabdrücken.
In der Ferne hörten sie eine Ziege meckern.
»Schnell!«, rief Sora. »Vielleicht können wir sie noch einholen!«
Sie folgten, so schnell sie konnten, den Spuren durch das Schilf. Bald war der Schilfgürtel zu Ende. Vorsichtig lugten sie hervor. Nicht weit von ihnen stand ein Ziegenwagen neben der dort verlaufenden Straße. Es war ein hoher, geschlossener Kastenwagen, der wohl für Viehtransporte genutzt wurde. Seine Rückwand war heruntergelassen und bildete eine Rampe ins Innere, in dem ein wenig Stroh herumlag. Ein Mann lehnte lässig an der Wand des Wagens und kaute auf etwas herum.
Von Niro und den Männern, die ihn begleitet haben mussten, fehlte jede Spur. Zögernd verließen Sora und Karin ihre Deckung und gingen auf den Mann mit dem Ziegenwagen zu.
Als er sie sah, stieß er sich von der Wand ab und spuckte aus.
Er wies mit einer einladenden Geste auf die Rampe.
»Ich bitte einzutreten!«, sagte er galant und mit einem breiten Lächeln, was den Blick auf eine lückenhafte Reihe verfärbter Zähne freigab.
Sie blieben stehen.
»Wenn ihr Niro wiedersehen wollt, werdet ihr einsteigen«, sagte er kalt und wiederholte seine Geste.
Sie sahen sich an. Der Mann kannte Niros Namen! Langsam gingen sie näher heran.
»Was habt ihr mit Niro gemacht?«, herrschte Sora den Mann an.
»An einen sicheren Ort gebracht«, antwortete dieser und lehnte sich wieder an die Wagenwand. »Und ihr solltet euch langsam entscheiden, ehe es zu spät ist.«
In der Ferne war plötzlich das Getrappel von Ziegenhufen zu hören. Der Mann hörte es auch.
»Beeilt euch!«, sagte er eindringlich. »Die Soldaten suchen euch; sie sind gleich hier!«
Woher wusste er dies alles? Zögernd kamen sie noch etwas näher. Das Ziegengetrappel wurde lauter und dann bog ein Trupp Soldaten um die Ecke und kam den Weg entlang auf sie zu. Hektisch sah sich Karin nach einer Fluchtmöglichkeit um. Momentan waren sie hinter dem Ziegenwagen verborgen, aber sobald sie zum Schilfgürtel zurückliefen, waren sie ohne Deckung. Zu Fuß hatten sie keine Chance, den Ziegenreitern zu entkommen, wenn sie einmal entdeckt waren. Es war zu spät, um davonzulaufen! Sie hatten keine andere Wahl, als einzusteigen, doch noch immer zögerten sie.
»Los doch! Sonst ist es zu spät!«, drängte der Mann.
Sie fassten sich an den Händen und stiegen über die Rampe in den Wagen. Sofort klappte der Mann die Rampe hoch und verriegelte sie.
Sie waren gefangen. Wenn er sie jetzt an die Soldaten verriet, war es aus. Angestrengt spähten sie durch einen schmalen Spalt zwischen den Brettern nach draußen. Auf Höhe des Ziegenwagens hielten die Ziegenreiter an.
»Hast du einen Mann und zwei Frauen gesehen, die hier entlanggekommen sind?«, fragte einer der Soldaten.
»Nein«, antwortete der Mann und als die Soldaten schon im Begriff waren, weiterzureiten, fügte er hinzu: »Nur zwei Frauen. Wieso fragt ihr das?«
»Das geht dich nichts an. Was genau hast du gesehen?«
»Ich weiß nicht«, sagte der Mann ausweichend. »Was wollt ihr denn von ihnen?«
»Willst du uns die Antwort verweigern?«
»Vielleicht waren es nicht die, die ihr sucht?«, wich der Mann abermals aus.
»Wie haben sie ausgesehen?«
»Hübsch.«
Trotz der enormen Anspannung unter der Karin und Sora standen, mussten sie ein Lachen unterdrücken.
»Antworte gefälligst vernünftig!«
»Die eine hatte braune Haare«, ließ sich der Mann dazu herab, zu antworten.
»Dann sind es die Gesuchten.«
»Was haben sie denn getan?«
»Es sind Drachenreiter!«
»Oh, wie furchtbar! – Ist das ein Verbrechen?«
Der Soldat schnaubte, aber er gab dem Mann Antwort.
»Sie halten sich ohne Genehmigung in Elnamira auf und haben in einem Lokal eine Schlägerei angezettelt.«
Sora holte tief Luft. »Diese Lügner!«, flüsterte sie erbost.
Karin konnte nur nicken. Ihr klopfte das Herz bis zum Hals.
Der Mann lachte schallend.
»Höre ich recht? Frauen sollen eine Schlägerei angezettelt haben?«
»Es sind Drachenreiter. Was soll man von diesen Wilden schon erwarten? Und wer weiß, wie viele von denen sich noch hier herumtreiben. Jetzt sag uns endlich, was du gesehen hast, sonst nehmen wir dich mit!«
»Mit oder ohne meinem Ziegenwagen?«, fragte der Mann unschuldig.
Der Soldat schnaubte wieder. Wenn der Mann so weitermachte, würde er den Soldaten noch zur Weißglut bringen und es erreichen, dass die Soldaten in den Wagen sehen wollten.
Prompt betrachtete der Soldat den Wagen.
»Was tust du überhaupt hier?«, fragte er misstrauisch. »Wieso hältst du hier an?«
Karin fasste unwillkürlich nach Soras Hand.
Der Mann schien nicht im Geringsten beunruhigt.
»Oh. Ganz einfach: Mich hat es wo gedrückt und ich habe mich ins Schilf zurückgezogen.«
Der Soldat war nicht so schnell zu beruhigen.
»Und wieso hattest du die Rampe geöffnet? Als wir gekommen sind, hast du sie gerade verschlossen.«
»Hast du nicht gewusst, dass Schafe stinken?«, erklärte der Mann, als ob er den Soldaten für dämlich hielt. »Ein bisschen frische Luft hat meinem Wagen sehr gut getan. Aber wieso interessierst du dich auf einmal für meinen Wagen? Ich dachte, ihr seid auf der Suche nach diesen gefährlichen Drachenreitern? Soll ich dir denn jetzt nicht mehr erzählen, was ich gesehen habe?«
Erneut schnaubte der Soldat, bevor er jedoch dazu kam, etwas zu sagen, deutete der Mann auf den Schilfgürtel.
»Sie sind da hinten aus dem Schilf gekommen und als sie mich gesehen haben, sind sie bachabwärts wieder darin verschwunden. Weit können sie nicht sein, über den Sumpf können sie nicht. Wer sich da nicht auskennt, bleibt stecken. Aber weiter unten gibt es eine Brücke. Wenn sie die erreichen, bevor ihr sie findet, tauchen sie in der Siedlung unter. Ihr solltet euch lieber beeilen, statt mit mir zu plaudern und dabei wertvolle Zeit zu verschwenden!«
Abermals schnaubte der Soldat, doch statt etwas zu sagen, drückte er seiner Ziege die Fersen in die Seite und verschwand mit seinen Männern im Schilf.
Der Mann grinste und klopfte an die Wagenwand.
»Ihr könnt wieder atmen, sie sind weg!«
Als ob sie solange die Luft hätten anhalten können …
»Und jetzt wisst ihr, was euch vorgeworfen wird.«
Er stieg auf und ließ seine Ziegen loslaufen. Der Wagen war nicht gefedert und Karin und Sora wurden ordentlich durchgeschüttelt, als der Mann in flottem Tempo über den holprigen Weg fuhr.
»Wohin bringt er uns nur?«, fragte Karin.
»Hoffentlich wenigstens dahin, wo Niro ist«, erwiderte Sora und fügte dann noch hinzu: »Der Wagen riecht kein bisschen nach Schaf. Der Soldat war wirklich dämlich.«
Die Drachenreiter von Mera
Bd. 4 "Die Kaltera Schluchten"
„Im Krieg verliert jeder. Auch der Sieger.“
Nach dem Ende der Kämpfe an der Drachenküste begleiten die Drachenkinder den König der Feuerberge durch sein Reich; auf einer Suche, die sich als weit gefährlicher herausstellt als vermutet.
Die Reise soll das Gleichgewicht auf Mera wiederherstellen und dem König das verlorene Vertrauen der Bewohner zurückbringen. Haben sie Erfolg, wird der Frieden zurückkehren. Scheitern sie, droht Mera im Chaos zu versinken.
Leseprobe zu Band 4
Aus Kap. 6
Und dann geschah es: Völlig überraschend kamen von einer kleinen Waldlichtung zwei große Speere angerauscht. Sowohl Glandor, als auch Mahur hatten schon genug Erfahrung mit den Katapultspeeren gesammelt, um die Gefahr zu erkennen und da die Speere aus größerer Entfernung abgeschossen worden waren, gelang es ihnen, sich rechtzeitig zur Seite zu drehen. Glandor traf dabei einen der Speere mit seinem Flügel, was den Speer aus seiner Bahn lenkte und ihn weiter zu Mara leitete, die eigentlich nicht das Ziel gewesen war. Mara hatte beim Anflug der Speere erschrocken mit den Flügeln gezuckt und sich zum Ausweichen bereit gemacht. Sie hatte dabei ihren linken Flügel weitgehend abgewinkelt nach oben gestreckt. Der Speer durchbohrte ihn nun so unglücklich, dass sie ihn nicht mehr ausstrecken konnte, weil er sich zwischen die Knochenstreben eingeklemmt hatte. So konnte Mara nicht mehr fliegen! Die Drachenreiter schrien entsetzt auf.
In Sekundenbruchteilen erkannte Karin, dass es nur eine Möglichkeit gab, einen Absturz zu verhindern: Der Speer musste raus! Ihre und Maras Gedanken waren ein und dieselben und so reagierte sie, ehe die anderen fertig waren mit Schreien, und hatte schon ihre Stiefel aus den Halterungen gezogen, während die anderen noch schreckensstarr im Sattel saßen.
Mara kam ins Trudeln und flatterte verzweifelt mit dem getroffenen Flügel, um sich in der Luft zu halten. Karin kletterte auf den Sattel und warf sich mit einem Hechtsprung auf Maras Flügel. Sie klammerte sich an der knöchernen Randstrebe fest, ohne auf die dornenbewehrten Schuppen zu achten, die Mara dort hatte. Fast wäre sie abgestürzt. Zum Glück versuchte Mara gerade, ihren Flügel nach unten zu bewegen, und fing Karin damit ab. Karin packte das Ende des Speeres und wollte ihn zuerst zurückziehen, aber seine Spitze hatte sich an einer Knochenstrebe verfangen. Sie musste ihn nach vorne schieben, wenn sie Mara davon befreien wollte. Und das schnell. Der Wald unter ihnen kam bedrohlich rasch näher. Fiel Mara zwischen die Bäume, konnte sie nicht wieder starten – davon abgesehen, dass sie sich dabei verletzen würde oder sogar umkommen konnte. Sie drückte gegen den Speer.
Er ließ sich nicht bewegen.
Buchdetails, Bücher kaufen, Service
"Der Jäger"
Bd.1 "Keleas Geschenk":
Das Taschenbuch hat 380 Seiten und ist bei Amazon für 15,45 € erhältlich.
Bd. 2 "Schattenwölfe" (ab 22. 09. 2024)
Das Taschenbuch hat 324 Seiten und kostet 14,25 €.
Bd. 3 "Kaloa"
in Vorbereitung
Alle Bände sind bei Amazon als Ebook für 3,99 € erhältlich und über Kindle Unlimited kostenlos zu lesen.
"Drachengeschichten"
Das Taschenbuch hat 70 Seiten und ist exklusiv bei Amazon für 6,60 € erhältlich.
Das EBook bekommt Ihr ebenfalls bei Amazon für 0,99 €.
Eine gebundene Ausgabe (Hardcover) mit Lesebändchen gibt es im Tredition-Shop und in den Buchläden für 14,50 € zu kaufen.
"Die Drachenreiter von Mera"
Bd. 1 "Entscheidung in Elnamira":
Das Taschenbuch hat 568 Seiten und ist exklusiv bei Amazon für 17,30 € erhältlich.
Bd. 2 "Tödlicher Nebel":
Das Taschenbuch hat 540 Seiten und ist für 16,65 € zu haben.
Bd. 3 "Das Eisenvolk":
Das Taschenbuch hat 580 Seiten und kostet17,49 €.
Bd. 4 "Die Kaltera Schluchten"
Das Taschenbuch mit 590 Seiten gibt es für 17,75 €.
Alle vier Bände gibt es auch als E-book für 4,99 € ebenfalls nur bei Amazon; für Kindle Unlimited Leser sind sie kostenlos zu haben.
Alle Taschenbücher und die Hardcoverausgabe der Drachengeschichten könnt Ihr auch direkt bei mir (gerne auch signiert und mit gratis Lesezeichen) bestellen.
Hier kommt Ihr zu meinen Büchern im Tredition-Shop und bei Amazon: